Feuer ist die Wurzel des Lebens aller Kreaturen, und so das Feuer verloren ist, so suchet man in Stahl, Stein, und Zunder, die doch alle auss dem Feuer geboren sind. Also auch das Leben, wenn es zerrüttet und streitig ist, da teilen sich auch die Kräfte und gehen in Schiedligkeit, daß ein jedes ein sonderliches Amt treibet. Hätten wir uns in Kindlicher Einfalt und Gehorsam am Wort gehalten und an der Beschauligkeit Göttlicher Weisheit im Paradeis; So wäre Glaube und Hoffnung verborgen blieben, und die Liebe allein offenbar gewesen: und ist es umgekehrt, weil wir zur Sternen-Region ausgekehrt sind, die uns die holdselige Licht-Flammen der Liebe verdeckt und ertäubt, und müssen Glauben und Hoffen was wir nicht sehen noch empfinden, bis die Liebe GOTTes unsere erstorbene Liebe wieder anzündet, und aufs Neue in sich zum Leben erbieret.
Darum gehet der Glaube, als eine verborgene Flamme aus der gestirnten Vernunft durch den Tod Christi über sich, zu wirken die Früchte der Liebe und des Geistes; und wurzelt in Demut unter sich in der Hoffnung. Die Hoffnung aber fasset nicht das Irdische sondern erhebt ihre Flügel mit dem Glauben zu Gott über sich.
Also treibt das neue Gewächs aus GOTT durch Hölle und Natur, durch Bosheit und Vernunft, bis es in seinen rechten Acker des himmlischen Leibes verpflanzt wird, alsdann tritt Glaube und Hoffnung ins Mysterium des neuen in Gott erbornen Geistes, der in der Liebe offenbar und mit Gott geeinigt ist, und heißet nicht mehr Glaube, sondern Beschauligkeit; nicht mehr Hoffnung, sondern Habhaftigkeit und Genießung des Lebens im Frieden und Freuden des Heiligen Geistes, wie hier gelehret wird.
