Vielerlei Creaturen erwecken vielerlei Lust und Begierde, und wer vielerlei Lust hat, und viel liebet, der wird hinwieder von vielen geliebet, gelocket, geschwängert, getrieben und umgedrehet.
Wahr ist aber dessen Ende als Zerrüttung, Unruhe, stete Angst und Widerwille, die ihm sein Vernunft-Himmel in Tierischen und vergänglichen Lüsten und Begierden formet und bildet, welcher der Tod verzehret, und die sanfte Göttliche Liebe der Einheit, noch da einige Bild nicht erkannt wird.
Darum hülfe uns alles nichts, ob wir aller Sternen Krafft und aller Tiere Macht hätten, in Sinnen, Gedanken, Klugheit, Gewalt, Lust und Freuden, im Gebrauch der mancherlei Creaturen, und verlören aber unsere eigene Gestalt, in der wir aus Gott und nach Gott gebildet und geformet sind, dass wir Ihn erkennen, schauen, und allein lieben sollen.
Seelig ist aber, der die Macht gebraucht, die ihm Gott in Christo aufs neue geschenkt, dass er seinen Willen erhebe aus dem Wirbel-Punkt der Liebe aller Creaturen, und ruhet im Tode Christi. Denn es ist besser dass das Auge der Ärgernis ausgerissen werde, und die Seele nur mit Einem die Einheit Gottes im Licht schaue, und das ewige Leben habe: Als mit zweien, die Zwietracht und Mannigfaltigkeit der Natur und Creatur besehe, dadurch sie in ihrem Willen zerstreuet, in der Lustbegierde entzündet und gefangen wird, und also im Geiste eine Tierische Missgestalt anziehet, darin sie Gott nimmer schauen noch die Seligkeit ererben kann, die nur allein in seiner Beschaulichkeit und Erkenntnis bestehet, nach der Schrift:
Ich will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache nach deinem Bilde. Psalm 17. Weiter; Seelig sind die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Matth. 5. und weiter: das ist das Ewige Leben, dass sie dich, dass du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast Jesum Christum erkennen.
Wie solches in diesem teuren Büchlein gründlich erkläret wird.
