Um die Morgenröthe scheidet sich der Tag von der Nacht, und wird ein jedes in seiner Art und Kraft erkannt, denn ohne Gegensatz wird nichts offenbar, kein Bild erscheinet im klaren Spiegel, so eine Seite nicht verfinstert wird. Wer weiß von Freuden zu sagen, der kein Leid empfunden, oder vom Frieden, der keinen Streit gesehen oder erfahren.
Also ist die Widerwertigkeit eine Offenbarung der Gleichheit, die in der stillen Ewigkeit in sich selber unempfindlich schwebet, ohne Licht, ohne Finsternis, ohne Freud, ohne Leid.
Wo kommt aber die Widerwertigkeit in die gleiche und stille Ewigkeit, die nichts kennet, weiß, oder hat außer sich?
Wo man was haben will, das nicht da ist, so tut solche Begierde, Angst und Wehe. Also ein verborgen Leben gibt keine Freude: und so dann die einsame Ewigkeit nichts außer sich hat, so suchet sie die Lust ihrer eigenen Offenbarung in sich; denn es liegt Kraft, Macht und Herrlichkeit, ja alles in ihrem Busen. Die dunkele Hölle und lichtende Hölle hallet aus einem Herzen durchs Wort nach der Schrift. Ich mache das Licht, und schaffe die Finsternis, ich gebe Friede und schaffe das ÜbeI. Ich bin der Herr der solches alles tut, auf dass man erfahre beide von der Sonnen Aufgang, und der Sonnen Niedergang, dass außer mir nichts sei. Esaia 45. v. 6·7·
Und darum teilet sich die all-einige Freiheit, und bleibet doch eine ungeteilte sanfte Einheit. Sie suchet Licht und Krafft und machet sich selbst in der Begierde zur Angst und Finsternis. Also gebähret sie sich aus der Finsternis zum Licht, denn die Finsternis erwecket das Feuer, und das Feuer das Licht, und das Licht offenbaret die Wunder der Weisheit in Bildnissen und Figuren, welche sie aus ihrer sanften Freiheit (aus dem Spiegel der Weisheit und Wunder) in die finstere Begierde geführet, und in ihr verborgen gewesen.
Welches alles durch Göttliche Offenbarung aus der ewigen Tiefe erkläret wird in diesem Buche.