Der erste Teil wendet eine Gestalt der „Qualitätenlehre“ auf das Beten an: die sechste Qualität, der Hall der Schöpfung bzw. das Sprechen der Gottheit, wird im Gebet gleichsam nachempfunden bzw. dialogisch beantwortet. Böhme unterscheidet zwischen der äußeren Form der Worte und ihrem Inhalt. Das richtige Gebet kennt fünf Merkmale: 1. Die Selbstlosigkeit, 2. Bitte um Barmherzigkeit, 3. Folgen für das selbstlose Handeln, 4. Besitzlosigkeit, 5. Wissenlosigkeit über die Aufnahme des Gebets und daher erforderliche Zurücknahme des Selbst.
Diese Merkmale formuliert Böhme unabhängig von konfessioneller Form oder Bindung, beten ist ein innerlicher Akt, der hier offensichtlich von der Kirche selber nicht abhängig scheint. Mit dem Beten tritt das Subjekt mit dem Göttlichen in unmittelbare Verbindung. Es muss sich nur öffnen, ein Wort, das die fünf Merkmale recht eigentlich zusammen fasst.
Im zweiten Teil führt Böhme dies für Wochentage vor, und darin tagesbegleitend vom Morgen bis zum Abend. Ausgeführt sind der Montag, und Teile des Dienstag. Nach einer Aufzählung einiger Gebote bricht der Text ab, und eine „Nota“ der Herausgeber informiert darüber, dass auch dieses Werk Fragment geblieben ist.
Umfang: 41 Seiten, Sämtl. Schriften Band 4.
Zum Teil überliefert in Böhmes eigener Handschrift (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), vollständig überliefert in mehreren Abschriften. Zur Zeit beste Ausgaben: Jacob Böhme: Die Urschriften. Herausgegeben von Werner Buddecke. Zweiter Band. Stuttgart-Bad Cannstatt: Friedrich Frommann Verlag, 1966 [Böhmes Autograph]. Jacob Böhme: Sämtliche Schriften. Herausgegeben von Will-Erich Peuckert/August Faust. Faksimile-Neudruck der Ausgabe von 1730. Vierter Band. Stuttgart: Friedrich Frommanns Verlag, 1957 [vollständiger Text].