Das Gemälde, Öl auf Holz, 39 x 36 cm, Bildnis 1, kommt in seiner schütteren Gestalt der Beschreibung Franckenbergs vielleicht am nächsten, obwohl es erst rund einhundert Jahre nach Böhmes Tod entstand...
WeiterDie Farbzeichnung aus der Zeit um 1720 stammt aus einer Handschriftensammlung, die im Original in der Bibliothek der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften liegt...
weiterDie Sanduhr, Symbol verrinnender Zeit, scheint den Schreiber zur Eile anzutreiben, während die Lederfetzen unfertiger Schuhe und das Werkzeug unordentlich in der Schusterwerkstatt herumliegen...
weiterEs ziert die Titelei der Ausgabe des „Mysterium Magnum“ von Heinrich Betkius 1677. Sehr stark sind die Wangenfalten betont, das Gesicht wirkt wie ein auf dem Kopf stehendes Dreieck, vielleicht eine Anspielung auf die Kabbalistik, die das Werk auf eigenwillige Weise enthält...
weiterEbenfalls von Emblemsprüchen untermauert sind die nächsten beiden Titelkupfer. Bildnis 5 zeigt einen Jacob Böhme, der etwas wohlbeleibt uns anschaut, nicht streng, etwas fremdelnd, aber gesund, selbstbewusst und auf uns leicht herabsehend...
weiter„Dies ist der Schatten nur von dem Gefäß der Ehren, Dem Gott vertrauet hat das Centrum der Natur. Wer mit ihm treffen will die rechte Lebens-Spur, Muß durch des Feuers Angst den Engel ausgebären.“
weiterDas letzte Bild dieser kleinen Reihe, Bildnis 7, ist dem Film „Hommage à Jacob Böhme“ von 2015 entnommen, Böhme ist hier dargestellt von Klaus Weingarten. Ob Jacob Böhme wirklich auf Bäumen geschlafen hat, wissen wir nicht...
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Von dem Görlitzer Mystiker Jacob Böhme wurde kein authentisches Bildnis überliefert. Gemälde oder Kupferstiche zu seiner Person sind erst nach seinen Lebzeiten entstanden. Frühe bildliche Darstellungen beruhen zumeist auf einer Beschreibung seines Schülers Abraham von Franckenberg. Sie lautet:
„Seine J.B. äusserliche Leibes-Gestalt war verfallen, und von schlechtem [schlichtem] Aussehen, kleiner Statur, niedriger Stirne, erhobener Schläffe, etwas gekrümmter Nase, grau und fast Himmel - blaulich glitzender Augen, sonsten wie die Fenster am Tempel Salomonis, kurtz-dünnen Bartes, kleinlauter Stimme, doch holdseliger Rede, züchtig in Gebärden, bescheidentlich in Worten, demüthig im Wandel, geduldig im Leiden, sanftmüthig von Herzen.“
Franckenberg ist nicht irgendjemandem begegnet. Er hat 1623 einen Menschen kennen gelernt, der als erleuchtet galt. Dem Gott nahestand. Der von sich behauptet hat, seine Melancholie überwunden zu haben, und in der Gelassenheit zu leben, die Wiedergeburt erlebt zu haben: und dann solch eine Beschreibung?
Es ist vielleicht eine realistische Beschreibung Franckenbergs, der sich zunächst mag erschrocken haben, als er Böhme das erste Mal sah. Franckenberg lernte Böhme erst Anfang 1623 kennen, gut ein Jahr vor dessen Tod. Die ständigen Verfolgungen durch Görlitzer Kirchenvertreter werden ihre Spuren in der Physiognomie hinterlassen haben, so dass Franckenberg indirekt auch davon spricht, dass die Anfeindungen, die zum Ende von Böhmes Leben zunahmen, ihm zusetzten und ins Gesicht geschrieben standen.
Dieser Beschreibung entsprechen längst nicht alle Bildnisse, selbst unsere wenigen, deren Sammlung freilich unvollständig ist, zeigen in Jacob Böhme, so scheint’s, sehr verschiedene Personen. Von der Physiognomie, die ihn in einer abgehärmten, traurigen Melancholie verblieben zeigt, bis zum wohlgenährten bürgerlichen Lebemann reicht das Spektrum der Darstellungen. Bildnisse, gleich ob als Foto oder als abstrakte Federzeichnung, zeigen uns mehr und zugleich weniger von einer Person: mehr als das Äußere, weniger als die Seele.
Haben Sie Ergänzungen und Hinweise? Teilen Sie uns diese gerne mit.
Abbild-Quellen: Nr. 1-4: OLB Görlitz, 5+6: Privatbesitz, 7: Klaus Weingarten
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